"Können wir das schaffen?" - "Yo, wir schaffen das!"

Manchmal denke ich über Tweets nach. Das ist nicht besonders wichtig, aber ich kann hier ja schreiben was ich will. Jedenfalls denke ich manchmal über Tweets nach. Über diesen hier zum Beispiel:



Die Frage ist durchaus berechtigt. Nicht unbedingt fair und der eine oder andere könnte denken es schwingt unterschwellig etwas Neid mit, aber als selbstreflektierender Mensch habe ich mir diese Frage natürlich auch schon gestellt.

Warum kommen so viele Menschen auf die bekloppte Idee ausgerechnet meinen Kram zu lesen?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass keinem Twitterer, der eine bestimmte, und von jedem selbst zu definierende, Followerzahl überschritten hat und nicht auf den ausgetretenen Promi- und Semipromipfaden wandelt, diese Frage fremd ist. Im Grunde ist sie leichter zu beantworten als die Ausgangsfrage. Man benötigt ein Gespür für Pointen, ein wenig sprachliches Geschick (besagte Pointen lassen sich leider nur selten freiwillig in 140 Zeichen sperren), eine Prise Glück (auch wenn fraglich ist, ob das in diesem Zusammenhang der richtige Begriff ist) und ein gerüttelt Maß an Zeit. Zumindest wenn man sich in meinem Twitter-Mikrokosmos befindet. Es gibt natürlich auch diejenigen, die Nachrichten machen, oder ihre YouTube-Kanäle promoten oder was auch immer, aber sie alle liefern für einen bestimmten Benutzerkreis interessanten Content und investieren dafür Zeit.

Vor Kurzem sprach ich mit jemandem, der mit Humor sein Geld verdient, darüber, dass es unglaublich viel humoristisches Potential im Internet gäbe, von Leuten die unheimlich talentiert sind, sich aber einfach für einen solideren Lebensweg entschieden haben. Das ist erstaunlich. Und wahr. So wird Twitter zu einem Ventil für den Unsinn, der einem so passiert und den Kopf flutet. Viele in meiner Timeline finde ich deutlich komischer als das meiste was das Fernsehen gern neudeutsch mit Comedy überschreibt.

Aber zurück zur Ausgangsfrage. Ich glaube schon. Wahrscheinlich nicht alle aber doch die meisten, denn alle besitzen etwas, das viele Leute schon einmal angesprochen hat, warum sollte es das also nicht ein zweites Mal tun? Ich für meinen Teil habe nicht mehr die Zeit, die ich hatte als ich anfing, und auch nicht mehr den Willen einen so großen Teil meines Lebens zu opfern, denn was man hinter den hohen Followerzahlen oft nicht sieht ist die Präsenz der Twitterer, die sie haben. Oft bedeutet es, so präsent zu sein dass man zu jedem aktuellen Thema was sagen kann. So vielen Menschen wie möglich Lesestoff zu geben, den sie retweeten und mögen können, seien sie nun morgens, mittags oder abends online. Diesen Willen, oder besser diese Mentalität, habe ich nicht mehr, es würde also sehr wahrscheinlich länger dauern auf die gleiche Followerzahl zu kommen die ich jetzt habe, aber viele von den "großen" Twitterern sind schon einige Jahre dabei, das ist also wahrscheinlich normal.

Natürlich ist der Glücksfaktor ebenfalls nicht zu unterschätzen. "Damals" hatte ich in @isdjan jemanden, dem irgendwie gefiel was ich schrieb, wir wortspielerten eine Weile zusammen und er retweetete und empfahl mich ab und zu. So jemanden gälte es zu finden oder auf ihn zu warten, aber ich bin selbstbewusst genug, um zu behaupten, dass ich einigermaßen intelligent bin, eine Pointe erkenne, wenn ich sie sehe und diese beiden Attribute in Tweets umzuwandeln vermag.

Ich will nicht über andere urteilen, aber wenn ich drüber nachdenke, was ich hiermit getan habe, dann glaube ich, ich könnte das nochmal schaffen. Wie erstrebenswert das ist, sei mal dahingestellt, aber in einem Punkt bin ich mir absolut sicher: Ich werde das nie belegen können, denn wenn ich irgendwann gehe, dann gehe ich.

Kommentare

  1. Gut getippt.

    Ich denke, dass oft sehr viel potenzial in den "Kleinen" steckt. Das ist es wohl, warum diese manchmal mit großem Neid, einen kleinen Hass schnüren, auf die Twitterer mit einer hohen Followerzahl.
    Und auch wenn sich dort gute Talente verstecken, so hat man die Schwierigkeit sie zu finden. Es fehlt auch das Vertrauen. Woher sind die Texte? War der gute Tweet nun ein Zufall oder hält er seine Messlatte.

    Wahrscheinlich würden die "Großen" wenn sie den selben Ehrgeiz noch einmal hätten, es wieder schaffen, so wie es JEDER schaffen kann, der Humor, Witz und Authentizität in 140 Zeichen packen kann. Denn das sind für mich die Zutaten, die einen guten Twitterer ausmachen.

    Es grüßt, die Hanna

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