WAS IST WAS? #Koellesterin - Wie ein Twittertreffen entsteht

Prolog
Vor etwa einem Jahr war ich bei meinem ersten Twittertreffen. Der @sechsdreinuller hatte zu #FrankfurtCalling geladen und ich ging hin. Es gefiel mir, die Menschen hinter den Accounts kennenzulernen und so war es nur ein kurzer Schritt zum Entschluss, ein Twittertreffen abseits der "großen" Twitterstädte zu veranstalten. Der eine oder andere weiß, dass ich nicht direkt in Köln, sondern im eher ländlichen Umland wohne, also fragte ich @sidera, ob sie Lust hätte mir zu helfen. Sie hatte und fand eine Location, in der wir, ohne Vorkasse oder Mindestverzehr, feiern konnten (was gar nicht so leicht war). Das #Koellesterin war geboren.

Wir fanden einen Termin, kündigten an und bangten einige Wochen darum, dort möglicherweise mehr oder weniger allein zu stehen. Grundlos, wie sich herausstellen sollte. Es waren am Ende über 70 Anmeldungen von denen nicht alle kamen, dafür aber andere, und es war ein großartiger Abend. Das zweite fiel dann, was die Teilnehmerzahl betrifft, etwas ab. Der Termin Anfang Dezember war wohl etwas ungünstig für einige und so war die Gästeliste deutlich kleiner. Wir waren aber immer noch um die 40 Personen und ich für meinen Teil hatte eine Menge Spaß und war damit, glaube ich, nicht allein.
Der Weg für #Koellesterin Nummer 3 war also geebnet, ein Termin nach etwas hin und her gefunden, ein kurzer Text auf Twtvite verfasst und die Ankündigung raus.

T -6 Wochen
Die ersten Anmeldungen trudeln ein. Das Kölner Umland. Auch die Vororte, wie Leverkusen und Düsseldorf. Meist Leute, die auch schon auf einem der ersten Treffen waren. Sorgen, allein feiern zu müssen, machen wir uns nicht mehr. Die Erfahrung sagt, dass die meisten sich eh erst gegen Ende entscheiden.

T -5 Wochen
Mit einem Tweet an einem frühen Samstag Abend nimmt die Sache plötzlich Fahrt auf. Einige Accounts mit hohen Followerzahlen melden sich an. Aus Berlin und Hamburg. Einige, die ich schon immer gern kennenlernen wollte, auch "kleinere". Die Mischung ist bunt und vielversprechend. Erste Vorfreude kommt auf, aber auch die ersten "Wenn der/die kommt, komm ich nicht"-Mails und DMs. Ich beantworte alle diesbezüglichen Anfragen mit "Es ist eine öffentliche Veranstaltung. Jeder der möchte kann teilnehmen und wir laden niemanden aus.", was teils fast wütende Diskussionen nach sich zieht. Ich bin irritiert.
Darüber hinaus kommen die ersten Anmeldungen per DM, die sich nicht über Twtvite outen möchten.

T -4 Wochen
Immer mehr "Auswärtige" melden sich an. Wir bekommen Nachrichten mit Fragen nach Hotels, Pensionen und Sofas auf denen man nächtigen könnte. In unseren DM-, und mittlerweile auch Mailpostfächern, finden die ersten Fahr- und Bahnticketgemeinschaften zusammen. Vereinzelt werden Leute auf Sofas, ihnen im Grunde völlig fremder Menschen, platziert. Inzwischen gibt es schon mehr Anmeldungen als beim ersten #Koellesterin und wir beginnen uns Sorgen darüber zu machen, nicht alle reinlassen zu können die gern möchten.
Weitere "Wenn der/die kommt"-Mails trudeln ein und werden mit "Der Laden ist groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen... und alle sind erwachsen..." beantwortet. Es zeigt sich einmal mehr, dass der Unterschied zwischen dem echten Leben und Twitter gar nicht so groß ist, wie man manchmal denkt.

T -3 Wochen
Wir sprechen mit dem Inhaber der Veranstaltungsortes über die Zahl der zu erwartenden Gäste. Mittlerweile sind über 100 Leute angemeldet, wir sind aber noch im grünen Bereich. Wir legen das Anmeldelimit auf 120 Personen fest, was genug Luft lässt um angenehm feiern zu können und dabei auch weitere Anmeldungen per DM berücksichtigt. Wir bitten darum sich von der Liste auszutragen, falls man schon weiß dass man doch nicht kommt, um einen besseren Überblick zu bekommen. Erste Befürchtungen, als "Facebook-Party" in der Zeitung zu landen machen sich breit. Mit Facebook in Verbindung gebracht zu werden, das will ja nun wirklich niemand.
Die Liste umfasst, trotz des Limits, mittlerweile fast 130 Personen, weil sich die Warteliste auf Twtvite nicht abschalten lässt.

T -2 Wochen
Wir kriegen die ersten Absagen, was ein wenig zur Entspannung beiträgt, auch wenn leider Leute dabei sind auf die man sich schon gefreut hatte. Wir entfernen alle Absager von der Liste, nehmen die letzten Wartelistenplätze noch auf und schließen wieder bei 123. Ich ergänze den Veranstaltungstext um einen Hinweis sich bitte nicht mehr anzumelden, was im Lauf der Woche aber nicht jeden davon abhält das trotzdem zu tun. Die ersten Mentions, DM- und Mail-Anfragen trudeln ein, "Ich würde aber gern, kann ich nicht trotzdem kommen?". Wir sagen niemandem wirklich ab. Wir kommunizieren, dass alle gern kommen sollen falls sie keine weite Anreise haben, um zu verhindern dass Leute Geld für Anfahrt und Hotel ausgeben und dann nachher auf der Straße stehen.
Ich bekomme eine DM von einer Person, die mir mittlerweile keine DMs mehr schicken kann, in der was von "Frechheit" steht und davon, dass ja wohl die Planung scheiße wäre wenn nicht jeder kommen kann, der möchte. Ich beantworte das mit dem Hinweis, dass eine solche Veranstaltung keinerlei Pflicht unterliegt, wir keine Zusicherungen jeglicher Art machen können und dass der Platz in einer Kneipe naturgemäß begrenzt ist. Daraufhin bekam ich noch Hinweise auf die "Scheiß-Elite" und die, irgendwie beleidigend formulierte, Bitte, dass nächste #Koellesterin doch dann gleich als geschlossene Veranstaltung für die "Großen" zu konzipieren. Ich bin einmal mehr irritiert (siehe T -5 Wochen) und entbinde besagte Person von der Pflicht, weiter in meinem DM-Fach gegen irgendwas kämpfen zu müssen was es gar nicht gibt.

T -1 Woche
Weiterhin trudeln Anfragen ein. Ich mache mir nicht mehr die Mühe mitzuzählen, weil die Absagen der Vorwoche hoffen lassen, dass sich am Ende alles von allein regelt. Ich beantworte alle mit dem gewohnten "Wenn du allein kommst und keinen weiten Weg hast, komm vorbei." und alle haben Verständnis für die Platzsituation.
Ich merke aber auch, wie ich zunehmend angespannt und genervt auf lustig gemeinte "...und der Pöbel drückt sich beim #Koellesterin die Nase platt"-Tweets reagiere. Ich fange sogar an, meinen Unmut darüber an Einzelnen auszulassen, die nun überhaupt nichts dafür können (Falls du dich hier angesprochen fühlst: Entschuldige nochmal). Ich bin bei Twitter. Ich weiß, dass das meiste was lustig geschrieben ist, einen ernstgemeinten Hintergrund hat. Es missfällt mir, dass eine Veranstaltung unter der meine Name steht, den Beigeschmack eines elitären Events erhält, bei dem Leute ausgeschlossen werden. Noch dazu aus so absurden Gründen wie ihrem Status bei Twitter!
Und so bin ich also eine Weile beleidigt, bis mir das selbst albern vorkommt und ich beschließe, diese Tweets einfach zu ignorieren und es, als der einzige der in meiner Haut steckt, halt besser zu wissen. Ich bin froh, dass Sidera da entspannter ist, denn eigentlich ist doch das wichtigste am kommenden Samstag Spaß zu haben.

Es sind jetzt noch knapp 4 Tage bis zum #Koellesterin 3 und ich freue mich sehr darauf. Die Tweets ärgern mich immer noch, aber ich freue mich sehr, sehr, sehr auf die meisten die kommen. Jedes Mal, wenn ich die Gästeliste überfliege ein bisschen mehr. Ich werde nicht ansatzweise genug Zeit haben, um mit jedem zu reden mit dem ich gern reden möchte (ich entschuldige mich hierfür schon mal im Voraus) und ich bin trotzdem sicher, dass es ein Super-Abend wird.
Aber ich bin auch sicher, dass es ein Weilchen kein #Koellesterin geben wird. Zumindest nicht in dieser Form, denn meine Lust, mich wegen einer Veranstaltung blöd anmachen zu lassen die Sidera und ich freiwillig und unentgeltlich organisieren, hält sich momentan in Grenzen. Aber wer weiß, vielleicht werde ich schon am Sonntag wieder so beeindruckt von so vielen netten, kennengelernten Menschen sein, dass die Welt, noch im Hotel beim Katerfrühstück, schon wieder ganz anders aussieht.

Kommentare

  1. Werter Rock Galore,
    wie Du schon richtig festhältst..."Es zeigt sich einmal mehr, dass der Unterschied zwischen dem echten Leben und Twitter gar nicht so groß ist, wie man manchmal denkt." und genauso solltet ihr beide damit umgehen: Lasst Euch nicht durch die, im Verhältnis zur Gesamtteilnehmerzahl maginale Minderheit der Kritiker/Besserwisser/Nörgler dieses von Euch geplante Event vergällen; Wir, die große Mehrheit der Teilnehmer freut sich auf einen wunderbaren, ungezwungenen Abend. Wer die FAQ zu #koellesterin gelesen hat, sollte davon ausgehen, dass jegliches Elitedenken im Ascher vor der Tür bleibt;)
    So long, stay tuned. Bis Samstag.
    Moltroff

    AntwortenLöschen
  2. Koellesterin gerade erst gelesen und verstanden, was es ist. Das vierte Treffen wird hoffentlich auch mit mir sein :) Werde mich rechtzeitig anmelden ;)

    AntwortenLöschen
  3. Also, ich hatte viel Spaß und bedanke mich ganz herzlich bei euch fürs Organisieren! Es war ein super Abend!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kunst kommt von Können

Schon GEZahlt? - Ein Plädoyer für den Rundfunkbeitrag

Der Tragikomödie zweiter Teil